23.04.2015

Ashram

Ashram - Wort des Tages - EVS Translations
Ashram – Wort des Tages – EVS Translations

Haben Sie je daran gedacht, Ihr geschäftiges urbanes Leben hinter sich zu lassen und an einen abgeschiedenen Ort möglicherweise zu einer besseren körperlichen und geistigen Ausgeglichenheit zu finden? Dann wäre ein Ashram vielleicht das Richtige für Sie. Ashram ist heutzutage ein ziemlich dehnbarer Begriff. Die Vorstellungen reichen von einer Hippie-Herberge in Asien, wo die Bewohner ihre Freizeit in Gruppen verbringen, über ein Urlaubspaket mit Yoga, Meditation und anderen asiatischen Entspannungsmethoden, einer Reha-Klinik, mitten in der Natur gelegen, wo man seine Drogen- und Alkoholsucht und andere Suchterkrankungen bekämpfen kann, oder sogar Krankheiten wie Krebs, bis hin zu einer spirituellen Einsiedelei oder einem Kloster.

Es gibt viele verschiedene Varianten des Wortes Ashram, aber eins ist sicher – der Ashram ist eine indische Erfindung. Das Wort ashram (oder auch ashrama) leitet sich vom Sanskrit-Ursprung srama ab (in der Bedeutung von ‚Bemühen und Befreiung‘) und beschreibt allgemein einen Ort des religiösen Rückzugs, eine Schutzzone und eine Einsiedelei.

Der englische Leser begegnete dem Wort offiziell erst 1917, als der britische Wissenschaftler William W. Pearson sein Buch Shantiniketan: the Bolpur School of Rabindranath Tagore book veröffentlichte. In dem Buch erzählt er von seiner Erfahrung als Lehrer für Englisch und Naturwissenschaften und von seiner engen Verbindung zu Rabindranath Tagore (ein Nobelpreisträger, der die indische Literatur und Kunst durch seinen kontextuellen Modernismus umgestaltete).

1863 fand Tagores Vater einen Ashram in Shantinketan, den William Pearson seinen englischen Lesern 54 Jahre später wie folgt beschreibt: „Ein religiöser Rückzugsort, wo diejenigen, die Frieden suchen, Ruhe finden und meditieren können.”

Im selben Jahr gründete Mahatma Ghandi seinen ersten und den wahrscheinlich berühmtesten Ashram weltweit – den Sabarmati Ashram, auch bekannt als Ghandi Ashram. Ghandi wählte den Ort mit folgender Begründung: „Das ist der richtige Ort für das, was wir tun wollen, um die Suche nach der Wahrheit fortzusetzen und Furchtlosigkeit zu lernen”. Er gründete dort eine Hochschule, in der körperliche Arbeit, Ackerbau und die Alphabetisierung im Mittelpunkt standen.

Ghandi hatte dem Ashram fast 16 Jahre seines Lebens gewidmet, als der Daily Express in seiner Ausgabe vom 31. Juni 1933 berichtete: „Gandhi hat beschlossen, seinen Ashram (Schule) in Sabarmati aufzugeben und die mysteriöse ‚neue heilige Mission‘ [ziviler Ungehorsam] zu gründen”.

In den letzten Jahren wurde eine Reihe von Ashrams außerhalb Indiens gegründet, häufig in den USA, Kanada, Thailand und auf den Balearen, die oft von westlichen spirituellen Lehrern geleitet wurden. Aber um es kurz zu machen, jeder Ort, an dem man sich zurückziehen und die Natur genießen kann und an dem man seinen inneren Frieden findet, könnte Ihr Ashram sein, und hinduistische oder andere Traditionen – ob sie nun der Erholung, der religiösen, spirituellen oder kulturellen Erbauung dienen, können eine Zugabe sein, sind aber kein Muss.