04.02.2016

Favela

Favela – Wort des Tages - EVS Translations
Favela – Wort des Tages – EVS Translations

Derzeit findet in Rio de Janeiro der weltbekannte Karneval in Rio statt, der täglich fast zwei Millionen Menschen auf die Straße lockt und Touristen aus aller Welt nach Brasilien zieht.

Und während viele wahrscheinlich niemals einen Besuch der Copacabana, dem wohl berühmtesten Strand der Welt, und der großen Christusstatue, einem der Highlights in Rio, verpassen würden, gibt es einen Aspekt des urbanen Lebens in Rio, der vielleicht das Interesse und die Neugier einiger Touristen wecken, andere aber abstoßen würde – die Favelas.

Vereinfacht ausgedrückt ist eine Favela ein Elendsviertel, eine Barackenstadt. Es gibt in Rio fast 1000 Favelas, in denen nahezu 1,5 Millionen Menschen, also etwa ein Viertel der Bevölkerung Rio de Janeiros, leben.

Eine Favela ist tatsächlich ein großartiger Ort, um mit der brasilianischen Lebensart in Berührung zu kommen und diese einmal aus der Nähe kennen zu lernen, aber der Grund, warum sich die meisten Touristen von diesem Ort fern halten, ist die Angst vor Kriminalität, die in Brasilien ohnehin hoch ist. Die meisten Touristen trauen sich nur mit einem Kenner der Szene in die Favelas und selbst dann ist es ein ziemlich riskantes Unternehmen, trotz der Tatsache, dass die meisten Favelas in der Nähe von Bezirken liegen, die von der Mittel- und Oberschicht bewohnt werden. Um aus einem Wohnbezirk der Oberklasse in eine Favela zu gelangen, muss man oft nur einen engen Tunnel durchqueren.

Die älteste Favela in Rio wurde 1879 gegründet, zehn Jahre nach Abschaffung der Sklaverei. Die ersten Bewohner waren Soldaten und ehemalige Sklaven, es folgte die ärmere Bevölkerung, die mit der Zeit aus den zentralen Stadtbezirken immer mehr an den Rand gedrängt wurde.

Das Wort favela stammt, wie sollte es anders sein, aus dem Portugiesischen und ist eine Bezeichnung für ein Elendsviertel. Möglicherweise stammt die Bezeichnung von dem Namen für eine Pflanze, die im ländlichen Nordosten Brasiliens beheimatet ist (Jatropha phyllacantha).

Erst 1961 tauchte das Wort erstmalig in gedruckter Form im Englischen auf. In How to Tango: a solo across South America liefert George Mikes eine ziemlich detaillierte Beschreibung einer Favela: „Inmitten all dieser Schönheit und Eleganz liegen die favelas… Die favela ist eine erbärmliche, baufällige, dreckige Hütte, die aus Stöcken, verrottenden Brettern, schmutzigen Lumpen und Pappe in der Regel in weniger als vierundzwanzig Stunden aufgebaut wird… Die favelas haben keinen Strom (es sei denn, und das ist häufig der Fall, einem einfallsreichen Favelado gelingt es, ein Stromkabel anzuzapfen).”

Aber man sollte nicht vergessen, dass seit den 60igern viel passiert ist. In den 70iger Jahren lebten in den meisten modernen Favelas Brasilianer, die aus den ländlichen in die stark urbanisierten Bereiche gezogen waren und die brasilianische Regierung hat viel unternommen, um die Infrastruktur in den Favelas zu verbessern.

Glaubt man einer 2013 veröffentlichten Studie, dann sind heutzutage 80 % der Bewohner der Favelas stolz darauf, dort zu leben, und 70 % fühlen sich dort sicher und haben nicht die Absicht, ihren Wohnort zu verlassen, selbst dann nicht, wenn sich ihr Einkommen verdoppeln würde.