08.12.2016

Mannequin

Mannequin - Wort des Tages - EVS Translations
Mannequin – Wort des Tages – EVS Translations

Letzten Monat hat die Mannequin Challenge das Internet im Sturm erobert. Der Trend, virale Videos von Gruppen von bewegungslosen, sozusagen in der Bewegung eingefrorenen Menschen aufzuzeichnen, begann in einer High School in Florida Ende Oktober und fand den Weg in die Welt der Stars, und sogar der Politiker.

Das bisher bekannteste stammt vom Morgen des Wahltages in den USA: Hillary Clinton und ihr Team stellten ein Videostandbild aus der Kabine des Wahlkampagnenflugzeugs ins Internet, auf dem Jon Bon Jovi und Bill Clinton zu sehen waren. Zwei Tage später hatte die Mannequin Challenge das Weiße Haus erreicht. Die Cleveland Cavaliers, NBA-Champions 2016, posteten ein virales Video mit der First Lady, Michelle Obama.

Und dazwischen feierte Ivanka Trump die Eröffnung ihrer neuen Geschäftsräume, einen Tag nachdem ihr Vater, Donald Trump, zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt worden war. Sie ließ von sich und ihren Mitarbeitern ein unbewegtes Video aufzeichnen.

Und heute, wo der hashtag #manequinchallenge zehntausende Treffer in den sozialen Medien liefert, wollen wir uns mit dem Wort mannequin beschäftigen.

Das Wort kam ungefähr im 15. Jahrhundert in die englische Sprache. Es stammt von dem französischen Wort mannequin, das sich vom niederländischen manneken, ‚kleiner Mann‘, ableitet. Anfänglich bezeichnete man damit, in der Schreibweise manikin, kleinwüchsige Menschen bzw. verkleinerte Darstellungen oder Figuren von Menschen.

Zur Präsentation von Mode beim Kunden verwendete man damals kleine Puppen, bis Mitte des 18. Jahrhunderts die lebensgroßen Puppen aus Weidengeflecht herauskamen.

Die Bezeichnung für eine Person, die Kleider vorführt, also ein Model im heutigen Sinne, entstand gleichzeitig mit der modernen Schreibweise des Wortes, erstmals so verwendet in der Februarausgabe von The Decatur Review von 1893: „Das ‚Mannequin‘ auf der Bühne bewegt sich und die Damen in den Logen sowie die Herren im Sperrsitz können das Kleid von allen Seiten betrachten.

Ein Zitat aus der Augustausgabe des wöchentlich erscheinenden britischen Boulevardblatts The Bystander von 1906 beschreibt das gewünschte Profil und die akzeptablen Unzulänglichkeiten weiblicher Models zu jener Zeit: „Ein Mannequin ist eine gut aussehende junge Dame von ausgezeichnetem Körperbau, deren Aufgabe es ist, die neuesten „Kreationen“ ihres Arbeitgebers zu tragen und ihnen die Anmut und Grazie zu verleihen, die sich nur durch perfekte Formen erreichen lässt. Zwar mag ihre Grammatik schlecht und ihre Laune noch schlechter sein, doch muss sie dabei den Chic der Pariserin besitzen, ganz gleich, ob sie aus dem aristokratischen Faubourg St. Germain oder aus dem Faubourg Montmartre stammt.

Und das Modeln war in der damaligen Zeit ein ernsthaftes Geschäft, wie die Leiterin einer Mannequin-Schule dem Sunday Express 1927 berichtete.

Die künstlichen Modellfiguren, denen man die Kleider anzieht, die heutigen Schaufensterpuppen, wurden zum ersten Mal 1939 in Mary Brooks Pickens The language of fashion: a dictionary and digest of fabric, sewing, and dress, folgendermaßen definiert:Mannequin…, Modell eines menschlichen Körpers zur Präsentation von Kleidung, Hüten, Pelzen usw.

Natürlich brachte uns die moderne Technologierevolution die ersten Prototypen von programmierten, digital gesteuerten ‚Mannequins‘ für den Einzelhandel, die aber auch in der Medizin, für militärische Zwecke, in der Automobilindustrie und anderen Industriebereichen eingesetzt werden.