13.09.2016

Paralympisch

Paralympisch – Wort des Tages - EVS Translations
Paralympisch – Wort des Tages – EVS Translations

Um an den olympischen Spielen teilnehmen zu können, müssen Athleten harte Arbeit, Hingabe, zahllose Trainingsstunden und eine enorme mentale sowie körperliche Belastbarkeit investieren, das steht außer Frage. Gerade eben noch haben wir das Engagement und die Fähigkeiten dieser Athleten gefeiert, da steht bereits ein anderes Ereignis ins Haus, bei dem vielleicht noch ein wenig mehr Zähigkeit und Hingabe gefragt ist, obwohl es in den Medien weit weniger präsent ist und gefeiert wird: die Paralympischen Spiele. Nach ihrer Entwicklung zum zweitgrößten weltweiten Sportereignis ist es an der Zeit, einen Blick auf das Wort und auch auf das zu werfen, wofür es steht.

Sportstätten für Menschen mit körperlichen Behinderungen gibt es schon seit über hundert Jahren. Bereits 1888 gab es in Berlin Sportclubs für Gehörlose. Erstmals erwähnt wurde das Wort aber in einer Bildunterschrift im Bucks Advertiser vom 6. August 1954, wo es hieß: „Die Fahnen der Nationen flattern hoch über dem Stoke Mandeville Hospital, wo sich querschnittsgelähmte Athleten aus aller Welt anlässlich der Paralympics versammelt haben.“ Anfänglich ein Kunstwort aus ‘paraplegisch’ (Lähmung der unteren Körperhälfte, gewöhnlich verursacht durch eine Verletzung des Rückenmarks) und ‘olympisch’ (als Bezug zum Ursprung des Wettkampfs 1948 am Stoke Mandeville Hospital, an dem sich Kriegsveteranen des 2. Weltkriegs mit Rückenmarksverletzungen beteiligten) hat sich die Veranstaltung inzwischen weiter entwickelt und die Teilnahme ist jetzt auch für Menschen mit anderen körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen möglich. Dies hatte zur Folge, dass die Bezeichnung heute der Definition nach vom griechischen para, in der Bedeutung ‘bei, neben’, abgeleitet ist.

Aus dem ersten „internationalen“ Wettbewerb in einem Dorf in Aylesbury, Buckinghamshire, im Jahre 1952, an dem britische und niederländische Veteranen teilnahmen, entstanden die Paralympics 2016 in Rio, mit stolzen 4500 Athleten aus 176 Ländern. Aber zunehmende Größe und Akzeptanz brachten sowohl Gutes wie Schlechtes mit sich. Zum einen konnten Medienberichterstattung und finanzielle Unterstützung (national wie international) mit der immer größer werdenden Veranstaltung oft nicht mehr Schritt halten und das IPC (Internationales Paralympisches Komitee) gab daher grünes Licht für mehr Sponsoren und Werbung. Zum anderen waren aber auch, trotz einiger Betrugsfälle und Schwierigkeiten mit der Finanzierung/den Medien, ein paar erstaunliche Fortschritte neben dem Sport zu verzeichnen. In den Gastgeberstädten zeigte sich , und hier spiegelt sich die Stimmung der Paralympischen Spiele 2008 in Peking wider, dass laut einer Studie von 2010 in Vancouver über die Bedeutung der Paralympischen Spiele 41 – 50 % der Befragten der Meinung sind, dass die Spiele das Bewusstsein für behindertengerechte Einrichtungen gefördert hätten. 23 % der befragten Arbeitgeber erklärten, durch die Spiele zu einer stärkeren Berücksichtigung behinderter Bewerber motiviert worden zu sein.