21.01.2016

Samowar

Samowar - Wort des Tages - EVS Translations
Samowar – Wort des Tages – EVS Translations

Kaffee hat nie die Eleganz von Tee erreicht: Mit Kaffee beginnt man den Tag oder man trinkt ihn als funktionelles Getränk, während man die Themen des Tages bespricht. Das Teetrinken hingegen ist immer schon eine Zeremonie gewesen, die von einem geheimnisvollen Nimbus umgeben ist: Der „Afternoon Tea“ in Großbritannien erscheint so kultiviert und die japanische Teezeremonie so altehrwürdig. Heute betrachten wir die Eleganz des Teetrinkens aus der russischen Perspektive – es geht um den Samowar.

Bei einem Samowar handelt es sich um ein Gerät zum Kochen von Wasser, üblicherweise zur Zubereitung von Tee. Der Begriff Samowar hat zwei potenzielle Ursprünge: Er leitet sich wahrscheinlich von dem russischen Wort für „selbst“ (sam) und „kochen“ (varit) ab, möglicherweise aber auch von dem tatarischen Wort für „Teeurne“ (sanabar). Die meisten modernen Samoware sind für ihr schönes Design und ihre aufwendigen Ornamente sowie für ihre Funktionalität bekannt. Geräte wie Samoware besitzen aber auch eine über dreitausend Jahre alte Geschichte, die in die Kaukasusregion sowie nach China zurückreicht.

Samowar –  Geschichte

Es war jedoch in Russland, wo der einfache Wasserkocher eine Aufwertung erfuhr. Samoware wurden zuerst von den Lisitsyn-Brüdern in den 1770er-Jahren in Tula hergestellt. Der Herstellungsprozess sah anfangs zwölf einzelne Produktionsschritte vor, wobei manchmal ganze Dörfer mit nur einem Schritt beschäftigt waren. Von Anfang an waren in Tula hergestellte Samoware eine der frühesten und beliebtesten Geräte in Russland, da sie einen Treffpunkt boten, um sich zu entspannen, gemeinsam eine Tasse Tee zu trinken und über dies und jenes zu sprechen. Ihre Beliebtheit führte sogar zu der Redewendung „В Ту́лу со свои́м самова́ром не е́здят“, was soviel heißt wie „Man reist nicht ohne seinen eigenen Samowar nach Tula.“ In modernen russischen Haushalten, vor allem in der Ferienzeit, findet man Samoware in der Regel mitten auf dem Tisch – ein alter Brauch, der Gastfreundschaft signalisiert.

Die erste urkundliche Erwähnung des Wortes Samowar ist in Otto von Kotzebues Werk, Neue Reise um die Welt in den Jahren 1823, 24, 25 und 26, von 1830 zu finden, wo die Verwendung und der typische Ort eines Samowars erklärt werden: „Ein Samowar, oder Selbstkocher, … steht gewöhnlich mitten auf dem Teetische.“ Ein halbes Jahrhundert später (1882) wird in der Londoner Pall Mall Gazette die Funktionsweise eines Samowars beschrieben, interessanterweise vor der weiten Verbreitung von Strom und – damit einhergehend – elektrischen Samowaren: „Der Samowar ist ein Teekessel, der im Inneren eine kaminartige Röhre aufweist und der mit ein paar Stücken glühender Holzkohle, die in die Röhre geworfen werden, das Wasser bei minimaler Verdunstung am Siedepunkt hält.“

Ob Sie einen aufwendig handbemalten Samowar haben oder benutzen oder einfach nur dessen Ästhetik zu schätzen wissen – Samoware haben definitiv ihren Platz in der Welt des eleganten Teegenusses.