10.03.2016

Antipasto

Antipasto – Wort des Tages - EVS Translations
Antipasto – Wort des Tages – EVS Translations

Viele Kulturen haben ihre eigenen Bezeichnungen für den ersten Gang einer Mahlzeit: die Franzosen nennen es hors d’oeuvre, bei den Russen heißt es Zakuska, die Spanier haben ihre tapas, und die modernen englisch-amerikanischen Entsprechungen heißen ‚appetizer‘ oder ‚starter‘. Diese kleine und schmackhafte Speisenauswahl soll zum einen die Mahlzeit eröffnen und zum anderen den Appetit anregen.

Man mag vielleicht denken, dass es sich um eine relativ neuzeitliche Erfindung handelt – insbesondere von Restaurants, die gerne ihren Umsatz steigern möchten – tatsächlich aber reicht die Geschichte dieser kleinen Gerichte Jahrhunderte, um nicht zu sagen Jahrtausende zurück. Um mehr über dieses Konzept zu erfahren, sollten wir uns mit der vielleicht ältesten und bekanntesten aller Vorspeisen befassen, dem italienischen Antipasto.

Bevor es zu dem heute verwendeten Antipasto wurde, kam unser Wort ursprünglich einfach als antepast in die englische Sprache. Aber abgesehen von der etwas anderen Schreibweise stammen beide Wörter direkt vom Lateinischen ab und werden übersetzt mit „vor (ante/anti) der Mahlzeit (pastus).” Neben dem jahrhundertealten Namen ist das eigentliche Konzept des Gerichts sogar noch älter: im späten republikanischen Rom (1. Jahrhundert v. Chr.) wurden Mahlzeiten bereits in mehrere Gänge unterteilt und den ersten Gang nannte man gustatio.

Zwar hat sich die Zusammenstellung der Antipasti außerhalb Italiens gelockert und es werden jetzt beispielsweise auch gebackene Calamari und Spinat-Artischocken-Dip serviert, doch in Italien selbst, und speziell in gehobenen italienischen Restaurants, bleibt man der ursprünglichen Zusammenstellung treu. So umfassen typische Antipasti beispielsweise zubereiteten Fisch und geräuchertes Fleisch, Oliven, Paprikaschoten, Käse und Gemüse, entweder in Öl oder Essig eingelegt. Auch hier ist das Angebot von Region zu Region unterschiedlich, wie es in der italienischen Küche meistens der Fall ist, und hängt von der jeweiligen Verfügbarkeit und Besonderheit der Produkte ab. So serviert man in Norditalien als Vorspeise die dort üblichen Räucherspezialitäten (wie Mortadella und Prosciutto), Pilze und Süßwasserfisch, während die Süditaliener eher Soppressata und Meeresfische bevorzugen.

Für viele von uns, die vielleicht annehmen, dass der Begriff erst in den letzten 50 Jahren Eingang in die englische Sprache gefunden hat, einhergehend mit dem gesteigerten Interesse an authentischer italienischer Küche, mag es eine kleine Überraschung sein, dass das Wort Antipasto in der einen oder anderen Form bereits seit 1590 in der englischen Sprache verwendet wurde, und zwar wurde es erstmalig in einer Sammlung von Schriften erwähnt: „Der erste Gang, oder, wie sie es nennen, antepast…besteht aus feinem Fleisch, um den Appetit anzuregen.”

Um 1631 wurde das Wort auch in Zusammenhängen erwähnt, die nichts mit dem Essen zu tun hatten. So schreibt der Dichter und Geistliche John Donne in seinen Sermons über die Gier: „Ein Amt ist nur ein Antipast, und es macht ihnen Appetit auf weitere Ämter.”

Es dauerte aber noch weitere 300 Jahre bis zu der ersten nachweislichen Umwandlung von antepast zu dem uns bekannten antipasto, und zwar in der 1934er Ausgabe von Webster’s New International Dictionary of the English Language.