19.02.2019

Black Box

Black Box – Wort des Tages – EVS Translations
Black Box – Wort des Tages – EVS Translations

Manchmal kommt es trotz Pilotentraining, mechanischer Prüfung und digitaler Präzisionsausrüstung im Luftverkehr zu Unregelmäßigkeiten und Abweichungen. Wenn das passiert, besonders wenn die Medien ausführlich darüber berichten, ist die erste Maßnahme gewöhnlich die Überprüfung unseres heutigen Wortes, der Black Box. Zwar verwendet man diesen Ausdruck in der Luftfahrtindustrie eigentlich gar nicht (hier spricht man eher vom „Flugschreiber“) und eine Black Box ist nicht einmal schwarz, aber jeder, der nicht aus der Branche kommt, denkt typischerweise immer zuerst daran, wenn es um die Kommunikations- und Navigationsdaten eines Flugzeugpiloten geht.

Was also ist eine Black Box, und woher stammt diese irreführende Bezeichnung?

Man kennt sie aus der Umgangssprache der Flieger aus dem Zweiten Weltkrieg, mit freundlicher Genehmigung der Royal Air Force: in A Dictionary of RAF Slang (1945), erläutert Eric Partridge: „der Begriff black box oder gen box, [bezieht sich auf ein] Instrument, welches es dem Bomben-Zielgerät ermöglicht, durch die Wolken oder bei Dunkelheit sein Ziel zu erkennen.“ Diese Fluginstrumente befanden sich in schwarz lackierten Metallkästen, und weil es sich um neue elektronische Geräte handelte, wurden sie von der Flugzeugbesatzung als „box-of-tricks“ oder „black box“ bezeichnet.

Manche vermuten auch, dass der Name aus der Systemtechnik stammt, und hier kommt die zweite Bedeutung ins Spiel, nämlich die Beschreibung eines Gegenstandes anhand dessen, was man hineingibt und was herauskommt, ohne Kenntnis seiner zugrundeliegenden Funktionsweise. Aus der Publikation des Magazins The Bell System Technical Journal aus dem Jahr 1949 stammt der Satz: „Grundsätzlich muss man keine Kenntnisse der Physik des Transistors besitzen, um ihn in einer Schaltung einzusetzen; jede ‘black box’ mit demselben elektrischen Verhalten an ihren Anschlüssen würde ebenso funktionieren.“ Zwar macht das vielleicht in der Luftfahrt so nicht viel Sinn, aber es würde bedeuten, die Eingabe der aufgezeichneten Daten und die Ausgabe der Flugdaten zu kennen, ohne dass man das System verstehen muss.

Man kann sich über den Wortursprung streiten. Was wir aber wissen ist, dass der erstmalige Gebrauch des Wortes speziell als Bezeichnung für einen Flugdatenschreiber auf einen besonders stürmischen Flug von Tunis nach England zurückgeht, den der australische Forscher Dr. David Warren erlebte. Er zeichnete das Erlebnis seines Fluges vom August 1958 auf einem Mirfield Minifon (eine Art Prototyp eines Flugdatenschreibers) sozusagen als improvisierten Beweis auf. Während einer Rede in Berkeley Square House zu einem späteren Zeitpunkt wird ein Mr. E. Newton von der Unfalluntersuchungsstelle die erste Person sein, die diesen Prototyp als “black box” bezeichnet.

Was genau sind also Black Boxes? Diese orangefarbenen Behälter (orange zur besseren Sichtbarkeit) bestehen aus einem Flugdatenschreiber (FDR), der mehrmals pro Sekunde mindestens 88 spezifische Datenpunkte aufzeichnet, und dem Cockpit Voice Recorder (CVR), der Sprachaufzeichnung aus dem Cockpit, mit der 4 Kanäle mit Audiodaten über einen Zeitraum von 2 Stunden aufgezeichnet werden können. Nach Vorschrift der International Civil Aviation Organization müssen moderne “Black Boxes” einem Feuer (Temperaturen über 1.000 °C), Salzwasser, ja sogar einer Aufprallgeschwindigkeit von 270 Knoten (500 km/h) sowie einem Verzögerungsweg oder einer Knautschdistanz von 45 cm standhalten.