25.10.2017

Der Kryptowährungsmarkt in China

Der Kryptowährungsmarkt in China - EVS Translations
Der Kryptowährungsmarkt in China – EVS Translations

Zweifellos haben Kryptowährungen und die hier zum Einsatz kommenden Technologien (z. B. Blockchain) weltweit dazu geführt, dass sich die Form der Geschäftsabschlüsse verändert hat. Und weil die wichtigste und bekannteste Kryptowährung, Bitcoin, der Hauptauslöser für diese Veränderung zu sein scheint, sieht es so aus, als käme es in Asien, insbesondere China und Nordkorea, zu gewissen „Startproblemen“.

Praktisch jeder hat schon einmal eine Schlagzeile gelesen, in der angeprangert wird, dass die chinesische Regierung eine sofortige Einstellung von ICOs (Initial Coin Offerings) gefordert hat und beabsichtigt, Kryptowährungsbörsen auf dem chinesischen Festland zu schließen. Zwar ist das Verbot von Börsen zur individuellen Verwendung nur eine Erweiterung eines Handelsverbots größerer chinesischer Institutionen von 2013, doch das Verbot von ICOs, das den Erstankauf neuer Kryptowährungseinheiten zur Aufbringung von Kapital zur Entwicklung der Währung betrifft, ist neu.

Wenn man bedenkt, dass China ein Land ist, dessen Währung, der Yuan, von 1994 bis 2005 an den US-Dollar gekoppelt war und das seitdem nur ein kontrolliertes Floaten seiner Währung in Relation zu einer Reihe anderer globaler Währungen zulässt, dann ist die Gefahr einer globalen Kryptowährung, die sich in China etabliert, offensichtlich, denn, um US Präsident James A. Garfield zu zitieren, wer die Geldmenge eines Land kontrolliert, ist Herr über Industrie und Handel.

Blickt man aber einmal über das Offensichtliche hinaus, dann lässt allein schon die Eigenschaft von Instrumenten wie ICOs, welche die auf die Kryptowährung übertragene öffentliche Erstemission von Aktien ohne die strenge Sicherheitsüberprüfung und die gut regulierten Prozesse eines etablierten Markts bieten, bei erfahreneren Investoren die Alarmglocken läuten. Zudem besteht bei ICOs ein inhärentes Risiko des Betrugs durch sogenannte Pump-and-Dump-Systeme, bei der die Preise für eine bestimmte Investition künstlich in die Höhe getrieben werden, bevor man sie auf den Markt wirft, um dadurch die Gewinne zu maximieren.

Im Falle von Nordkorea sind die Hauptbedenken die Widerstandsfähigkeit der Kryptowährungswelt gegenüber Hackerangriffen und Diebstahl. Noch im Mai stand Nordkorea in direkter Verbindung mit der WannaCry Ransomware, von der über 200.000 Computer in 150 Ländern betroffen waren. Die Cybersicherheitsfirma FireEye berichtet von einigen weiteren Hackerangriffen auf südkoreanische Börsen nach WannaCry, (25 Mitarbeiter in vier verschiedenen Börsen wurden in 10 unterschiedlichen “spear phishing” Angriffen seit Juli attackiert), so dass sich erneut die Frage nach der Sicherheit von Kryptowährungen im Verhältnis zu den Schutzmaßnahmen für traditionelle Wertpapiere stellt.

Unabhängig davon, ob China mit Recht besorgt ist hinsichtlich einer Währungskontrolle und des Vertrauens der Investoren, oder ob es ganz einfach versucht, die Hardliner der Kommunistischen Partei Chinas vor dem nächsten Parteikongress am 18. Oktober zu besänftigen, die Maßnahme hat jedenfalls zu einem Werteverfall des Bitcoins um mehr als 30 % geführt. Bei Hacker- und Phishingangriffen wird sich hoffentlich zeigen, dass die Sicherheit des Systems stark genug ist, aber sollte dies nicht der Fall sein, führt jeder Versuch einer Regulierung einer quasi-legalen globalen unabhängigen Währung definitiv zu einem Szenario, das Kopfschmerzen bereitet.

Die Tatsache aber, dass über diese Fragen gesprochen wird und der Kryptowährungsmarkt in China, auch ohne legitime Börsen, immer noch funktioniert, wenn auch als Schattenhandel über Peer-to-Peer-Märkte und Messenger-Apps, und das Verbot die chinesischen Entwickler einer Kryptowährung und die Dienstanbieter nicht davon abhält, hier mitzumischen, legt nahe, dass die Zukunft des chinesischen Kryptowährungsmarkts vielversprechend ist und man auf einen neuen regulatorischen Rahmen und eine neue Politik wartet, ganz gleich, was diese Ereignisse mit sich bringen.