08.11.2016

Die lettische Sprache

Die lettische Sprache
Die lettische Sprache

Ähnlich wie Litauisch ist Lettisch eine alte Sprache, in der sich noch viele altertümliche Aspekte finden, die es in den neueren indoeuropäischen Sprachen nicht mehr gibt. Zwar besitzt Lettisch viele Charakterzüge einer germanischen, einer europäischen Sprache, aber dank dem Einfluss der Deutschbalten enthält es darüber hinaus eine Reihe von Wörtern, die dem Sanskrit oder dem Lateinischen ähnlich sind, wodurch es sich von den slawischen Sprachen, von denen es umgeben ist, unterscheidet.

Das erste bekannte Werk, in dem Lettisch in der lateinischen Schreibweise verwendet wurde, war das Vater Unser in Sebastian Münsters Cosmographia Universalis von 1544.

Besteht „Lettisch“ aus 3 Dialekten oder handelt es sich um 3 getrennte Sprachen? Jede Sprache hat ihre unterschiedlichen Dialekte, doch kann man normalerweise erkennen, dass sie zur selben Sprache gehören. Für das Lettische trifft das aber nicht unbedingt zu. Obwohl alle 3 Sprachen, Lettisch, Neukurisch und Lettgallisch, größtenteils untereinander verstanden werden, ist es der Unterschied zwischen ihnen, der eine Klassifizierung erschwert. Lettgallisch nutzt beispielsweise das polnische Alphabet und im Neukurischen gibt es den lokalen schamaitischen Dialekt und vieles stammt aus der deutschen Sprache.

Offenbar geht man davon aus, dass die Letten grundsätzlich Lettisch sprechen, aber das ist nicht immer der Fall. Abgesehen von Neukurisch und Lettgallisch wird in Lettland außerdem die livländische Sprache geschützt und schätzungsweise 34 % der Menschen in Lettland (die meisten von ihnen ethnische Russen) sprechen zuhause Russisch. Das heißt, dass alles in allem nur etwa 56 % der Letten ausschließlich Lettisch sprechen.

Um die Kommunikation untereinander zu ermöglichen gibt es bestimmte gemeinsame Aspekte in allen Sprachen, beispielsweise die Modi der Verben. Das Englische hat beispielsweise 4 – Indikativ, Imperativ, Konjunktiv und Infinitiv – im Lettischen dagegen gibt es außer diesen noch 2 weitere Modi, die in anderen Sprachen selten zu finden sind: die Debitivform, mit der eine Verpflichtung oder Pflicht ausgedrückt wird, und die Quotativform, für die indirekte und/oder ungewisse Rede, beispielsweise Klatsch oder Hörensagen.

Lettisch hat 22 Hauptbuchstaben, die Buchstaben Q, W, X und Y gibt es nicht. Aber wegen unterschiedlicher Aussprachen gibt es 11 weitere Buchstaben, also insgesamt 33. Und wenn man im Lettischen die Buchstaben F oder H sieht, kann man sicher sein, dass das Wort aus einer anderen Sprache stammt.

Kurzum, Lettisch ist aufgrund seiner sprachlichen Besonderheiten und der Tatsache, dass es noch viele Eigenschaften der frühesten protoindoeuropäischen Sprachen enthält sowie durch seine signifikanten Unterschiede zur heutigen Lingua franca eine recht schwierige Sprache und somit eine interessante Herausforderung für unsere Lettischübersetzer.