09.04.2019

Doping

Doping - Wort des Tages - EVS Translations
Doping – Wort des Tages – EVS Translations

Im Sport treibt sich der Mensch ständig an, höher oder schneller oder stärker zu sein, es nochmals zu versuchen, und so ist Sport eine komprimierte Geschichte der menschlichen Erfahrung, eine Geschichte von harter Arbeit, Entschlossenheit, vielen Opfern, Talent und ein bisschen Glück, um in einem Wettbewerb, bei dem die Bedingungen für alle gleich sind, herauszufinden, wer der Beste ist. Aber manchmal sind die Bedingungen nicht die gleichen, einmal abgesehen von verpassten Aufrufen oder Bewertungsfehlern, und die Ungleichheit ist bekannt und absichtlich herbeigeführt, beispielsweise weil jemand leistungsfördernde Substanzen genommen hat. Vom Radfahren bis zum Sumoringen, von Baseball bis Schwimmen, praktisch jede Sportart ist in der einen oder anderen Weise schon einmal mit Doping in Berührung gekommen, und obwohl wir alle wissen, was Doping bedeutet und warum es etwas Schlechtes ist, wissen wir wahrscheinlich nicht so viel darüber, warum wir dieses Wort überhaupt verwenden.

Es klingt vielleicht merkwürdig, aber unser Wort dope kommt von dem niederländischen Begriff doop, ‚dicke Tunke‘, welches von doopen, ‚tunken‘ abstammt. 1807 gelangte das Wort als Slang-Wort aus dem Amerikanischen für Sauce oder Tunke in unsere Sprache und eine der ersten Erwähnungen findet sich in Washington Irvings Salmagundi, wo es heißt: “love of what the learned Dutch call dope“.

Später bezeichnete man mit dem Begriff allgemein eine dickflüssige Mischung. In einer Ausgabe von Putnam’s Magazine von 1868 kann man folgendes lesen: “With their snow-shoes thoroughly ‘doped’, the crowd resort to some suitable place for the contest, which begins with a grand dash.” 8 Jahre später liest man im Territorial Enterprise von Virginia City, Nevada, in einem Artikel vom 13. Februar 1876: “Nothing was known of the mysteries of ‘dope’—a preparation of pitch which, being applied to the bottom of the shoes, enables the wearer to glide over snow softened by the warmth of the sun.”

Und genau dieses Bild von dickflüssigem Pech ist es, warum unser Wort mit Drogen in Verbindung gebracht wurde. Es erinnerte an die sirupartige Masse, die man beim Opiumrauchen verwendete. Der San Francisco Chronicle berichtete 1886: “The operation of preparing the opium, or ‘dope’, as it is more generally called among white habitues, for the pipe, is quite interesting.”

Nachdem das Wort mit erst einmal mit Drogen in Verbindung gebracht worden war, dauerte es nicht lange, bis es auch mit dem Gebrauch von Drogen assoziiert wurde, häufig zur Erreichung eines bestimmten Zwecks, wie das folgende Zitat aus dem Dictionary of Slang, Jargon & Cant von Albert Barrere und Charles Godfrey Lelands von 1889 zeigt: “Doping is the stupifying men with tobacco prepared in a peculiar way… Nine out of ten saloons in the slums employ doping as a means to increase their illicit revenue. —American Newspaper.”

Wie man sich vorstellen kann hielt der Begriff (und auch der Gebrauch) schon bald Einzug im Sport, besonders bei Sportarten, wo es um Wetten und um viel Geld ging. In Zusammenhang mit Pferderennen kann man in The Daily News (London) bereits 1900 über den Einsatz von Doping-Mitteln lesen: “ ‘Doping’ meant the administration to a horse of certain medical preparations, with the object of either stimulating or retarding the animal’s progress in a race.” Und bald folgten auch die ersten Anti-Doping-Maßnahmen, denn im Racing Calendar von 1914 stand in einem Artikel zu lesen: „Ich konnte keinen Beweis für das Vorhandensein eines Doping-Mittels erbringen.“

Dies liegt mehr als einhundert Jahre zurück, doch wie viele andere Straftaten ist auch Doping nicht neu. Bereits im alten Griechenland und im alten Rom tranken die Athleten leistungssteigernde Kräuteraufgüsse. 1807, zu der Zeit, als das Wort allmählich in unsere Sprache Einzug hielt, gab der Geher Abraham Wood zu, Laudanum einzunehmen, um 24 Stunden lang während des Rennens wach zu bleiben. Und vor wenigen Jahren, bei den Weltmeisterschaften von 2011, gaben 30 % der Athleten zu, im Verlauf ihrer Karriere verbotene Substanzen genommen zu haben, und obwohl die Welt-Anti-Doping-Agentur hier von einem höheren Prozentsatz ausgeht (ca. 44 %), wurden nur 0,5 % der getesteten Personen des Dopings überführt.

Sicherlich lässt sich Doping am besten durch strenge Tests verhindern; aber mit einem immer aufwändigeren Doping-System, das immer einen Schritt voraus zu sein scheint, ist das keine leichte Aufgabe. So wird dieses Wort, auf Gedeih und Verderb, wahrscheinlich noch lange in unserem Wortschatz bleiben.