19.11.2015

Doppelgänger

Das Wort doppelganger war letzte Woche Gesprächsthema, mit der Geschichte von zwei Bartträgern, die sich in einem Flugzeug trafen und einander sehr ähnlich sahen – und nicht nur das, sie saßen zufällig auch noch nebeneinander!

Für einige mag eine solche Begegnung ein positives Zeichen sein, während sie für andere die schlimmste Nachricht ihres Lebens wäre, denn nach deutschem Brauchtum gilt es als ein böses Omen, das den nahen Tod ankündigt.

Doppelganger oder Doppelgänger ist ein deutsches Lehnwort, zusammengesetzt aus den beiden Substantiven Doppel und Gänger.

Es fing an mit dem Glauben an die Existenz eines Seelen-Doppels, einer genauen aber normalerweise nicht sichtbaren Kopie eines jeden Menschen oder Tiers, eines bösen Zwillings.

Das Wort soll von dem deutschen Schriftsteller Jean Paul in seiner romantischen Novelle Siebenkäs (1796) geprägt worden sein, in welcher die Hauptfigur, in dem Versuch, einer unglücklichen Ehe zu entkommen und die Liebe seines Lebens zu finden, einen Freund zu Rate zieht, der in Wirklichkeit sein Alter Ego oder Doppelgänger ist.

Die englische Sprache begrüßte zuerst die lokalisierte Übersetzung des ursprünglichen Begriffs – double ganger, die 1830 erstmalig in gedruckter Form zu sehen war, nämlich in Walter Scotts Letters on demonology and witchcraft als Synonym für das Wort fetch (der Geist, das Doppel oder das Gespenst einer lebenden Person).

Im frühen und mittleren 19. Jahrhundert wurde der Doppelgänger zum beliebten Symbol der Gruselliteratur und das Thema erreichte eine beträchtliche Komplexität. Hoffmans Das Elixir des Teufels und Dostojewskis Der Doppelgänger waren hierfür ein Beispiel. Aber erst durch die Veröffentlichung eines der meistverkauften Bücher über übernatürliche Phänomene im Jahr 1848, The Night-Side of Nature von Catheline Crowe (in dem sie, beeinflusst durch deutsche Autoren, das Übernatürliche beschreibt) wurde das deutsche Wort wirklich bekannt.

In den 1850iger Jahren fanden sich die Doppelgänger in einer Sammlung folkloristischer Sprichwörter von Michael Aislabie Denham, die eine lange Liste fantastischer Kreaturen und Schreckgespenster enthielten, basierend auf dem 1584 erschienenen Discoverie of Witchcraft:

“What a happiness this must have been….. to those chosen few who had the good luck to be born on the eve of this festival of all festivals; when the whole earth was so overrun with …..Hell-hounds, dopple-gangers, boggleboes ……….and apparitions of every shape, make, form, fashion, kind and description, that there was not a village in England that had not its own peculiar ghost.”*

Heutzutage, wo unsere Dörfer nicht mehr von Geistern heimgesucht werden und wir genug mit uns selbst zu tun haben, haben wir die Jagd nach unserem bösen Zwilling eingestellt und das Wort wird nur noch im allgemeinen Sinne verwendet, zur Beschreibung einer Person, welche physisch oder auch in ihrem Verhalten einer anderen Person gleicht. Und es gibt ein Internetprojekt, das uns bei unserer Suche nach unseren Doppelgängern helfen soll. Bei dem ursprünglichen deutschen Wort entspricht die Singularform der Pluralform, aber seine englische Version ist flexibler und lässt einen Plural zu, und so sind wir in unserer Suche nach zahlreichen ‚doppelgangers‘ nicht eingeschränkt. Bei Twin Strangers kann jeder ein Foto von sich hochladen und auf Antworten von Doppelgängern aus der ganzen Welt warten.

 

*Ungefähre Übersetzung: „Was für ein Glück muss es gewesen sein….für die wenigen Auserwählten, die am Abend dieses Festes aller Feste geboren worden waren; wenn es auf der ganzen Erde nur so wimmelt von …..Höllenhunden, Doppelgängern…….und Erscheinungen jeglicher Form, Art und Beschreibung, dass es wohl in ganz England kein Dorf gab, das nicht seinen eigenen Geist hatte.“