15.01.2019

Doxxing

Doxxing – Wort des Tages – EVS Translations
Doxxing – Wort des Tages – EVS Translations

In dem 2013 erschienenen Buch von Susan Schussler Between the Raindrops steht der Satz: „Das Internet, mein launischer Freund, mein Feind mit den zwei Gesichtern, wie würde das Leben ohne dich aussehen? Wo sonst kann ich gleichzeitig ganz anonym jeder sein, der ich will, und dennoch selbst über keine Anonymität verfügen?“

Darüber sollte man einmal kurz nachdenken. Hinter unseren Bildschirmen sitzend können wir (wenn wir wollen) ganz privat und anonym Dinge tun, sehen und sagen, die wir in unserem realen Leben (unserem Offline-Leben) niemals tun, sehen oder sagen würden. Das ist einfach, denn niemand muss Persönliches über uns erfahren oder wissen, wer man ist –es gibt nur einen Namen auf dem Bildschirm und (vielleicht) irgendein beliebiges Foto. Wir können den Henry Jekyll, den wir nach außen zeigen und den jeder kennt, einmal vergessen, und ein bisschen von dem sonst unterdrückten Edward Hyde zeigen.

Selbst wenn wir eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens sind, können wir uns leichter furchtlos und ohne Konsequenzen für eine Sache einsetzen, weil wir – wie jeder andere online und offline – durch unsere Privatsphäre weitgehend abgeschirmt sind: keiner weiß, wo wir leben, niemand kennt unsere Telefonnummer, hat persönliche Informationen über uns oder Zugriff auf unser E-Mail-Account.

Aber wenn das nicht so wäre? Was wenn all unsere persönlichen Informationen, Kontaktdaten, unsere private Kommunikation und all unsere Verbindungen bekannt wären und als Waffe gegen uns verwendet würden? Leider gibt es dafür ein Wort: Doxxing, auch Doxing.

Doxxing, entstanden in den 90iger Jahren in dem Forum Usenet, entstammt dem Computer-Hackerslang: „documents“ wurde zu „docs“, und daraus entstand als weitere Verkürzung das Homonym „dox“. Und was hat der Begriff, so wie wir ihn kennen, mit den documents, den Dokumenten, zu tun? Weil es, abstrakt betrachtet, um die Zusammenstellung von Belegen mit Informationen über eine Person geht, im eigentlichen Sinne also um Dokumente.

Von den Flame-Wars bei Usenet und der Gefahr einer Veröffentlichung persönlicher Daten in einem Diskussionsforum gelangte der Begriff (und auch die Idee) allmählich in den Mainstream, und zwar durch eine Präsentation an der United States Military Academy im Jahr 2003 über Angriffe durch Kryptoviren (auch Malware genannt), die später in ein Buch von Adam Young und Moti Yung, Malicious Cryptography, aufgenommen wurde. In dem 2004 entstandenen Werk fassen Young und Yung schädliche Doxware (Doxxing Software) wie folgt zusammen: „Der Angriff unterscheidet sich von einem Erpressungsangriff wie folgt: Bei einem Erpressungsangriff wird dem Opfer der Zugriff auf seine eigenen wertvollen Daten verweigert und es muss bezahlen, um ihn zurück zu bekommen. In dem Angriff, um den es hier geht, kann das Opfer zwar auf seine Daten zugreifen, über deren Veröffentlichung entscheidet aber der Computervirus.“

Was aber hauptsächlich zu der großen Bekanntheit des Begriffs führte war die Entstehung eines YouTube Channels im Jahr 2006, der sich dem Aufspüren und Verbreiten von Informationen über andere YouTube-Vlogger widmete, die von der Gruppe als hassenswert oder rassistisch eingestuft wurden. Als klar wurde, welche Wirkung diese Aktivitäten hatten, fingen auch andere Gruppen, befreundete wie gegnerische, an, sich daran zu beteiligen, und so erreichte der Begriff 2008 den Status eines „heiligen Grals“ der Internetakzeptanz – laut einer Liste des Urban Dictionary. 3 Jahre später fand der Begriff Aufnahme in Wiktionary.

Obwohl Doxxing, je nach Standpunkt eines Individuums, in gewissen Situationen gerechtfertigt, ja sogar notwendig erscheinen mag, sollte man wissen, dass anders als im investigativen Journalismus Doxxing fast immer negativ konnotiert ist. Während beispielsweise eine Veröffentlichung von Kontaktdaten, von Aktivitäten der finanziellen Förderung, Verbindungs- und Kommunikationsdaten von gewählten öffentlichen Personen als eher positiv bewertet wird, zum Beispiel bei einer Organisation wie Wikileaks, gilt Doxxing bei Privatbürgern gewöhnlich als negativ. In einigen Fällen hatte Doxxing äußerst nachteilige Auswirkungen und führte zu Schikanen, Bedrohungen, Eigentumsdelikten oder Schlimmerem, wie bei Andrew Finch aus Kansas. Doxxing führte hier zu einem Fake-Anruf bei der Polizei und Finch wurde schließlich erschossen. Zudem ist, wie in dem jüngsten großen Doxxing-Vorfall, an dem zahlreiche deutsche Politiker (auch Angela Merkel) und Prominente aus den Medien beteiligt waren, abgesehen von den belastenden Daten, mit Veröffentlichung von Chatmitschriften, Telefonnummern, Bankdaten, E-Mail-Passwörtern und eingescannten Personalausweisen bei Twitter, der Glaube an die Infrastruktur der Datensicherheit ernsthaft erschüttert.

Ganz gleich, wie wir dazu stehen, Dox/Doxxing wird sicher so bald nicht verschwinden und, wie der jüngste Fall in Deutschland zeigt, auch Datenkanäle mit hoher Absicherung sind niemals absolut sicher. Und deswegen, obwohl wir uns alle immer noch hinter dem Schleier der Privatsphäre und Anonymität verstecken können, den uns das Internet bietet, war es vielleicht an der Zeit, dass wir dem Was, Wo und Wie unserer Online-Aktivitäten und speziell dem Schutz unserer vertraulichen Daten etwas mehr Aufmerksamkeit schenkten.

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