10.07.2018

Bicycle kick – Fallrückzieher – Wort des Tages

Bicycle kick – Fallrückzieher – Wort des Tages – EVS Translations
Bicycle kick – Fallrückzieher – Wort des Tages – EVS Translations

Über die Erfindung und den Namen eines der schönsten Manöver im Verbandsfußball gibt es viele unterschiedliche Meinungen. Der bicycle kick, Deutsch: Fallrückzieher, im Englischen auch als overhead kick oder scissors kick bezeichnet, ist zweifellos eine der spektakulärsten Darbietungen auf dem Spielfeld. Diese Schusstechnik wird am treffendsten von dem uruguayischen Autor Eduardo Galeano in seinem Buch Soccer in Sun and Shadow beschrieben, in dem er behauptet, dass der erste Fußballspieler, der diese Bewegung zum ersten Mal in einem offiziellen Fußballspiel ausführte, 1914 der baskisch-chilenische Spieler Ramón Unzaga war: „Ramon Unzaga erfand die Bewegung auf dem Spielfeld des chilenischen Hafens Talcahuano: den Körper in der Luft, Rücken zum Boden, schoss er den Ball rückwärts, indem er seine Beine ähnlich einer Schere plötzlich zurückschnappen ließ.“

Einige Experten stimmen der Aussage zu, dass die Technik in Chile erfunden wurde, andere wiederum argumentieren, dass chilenische Fußballspieler sie aus Peru importiert hätten, wo sie sie bei Spielen zwischen Mannschaften aus der chilenischen Hafenstadt Valparaiso und der peruanischen Hafenstadt Callao erstmalig beobachten konnten, und zwar Ende des 19. Jahrhunderts, als die Ortsansässigen gegen britische Seeleute und Einwanderer spielten (die den Fußball nach Südamerika brachten). Man bezeichnete diese Schusstechnik als tiro de chalaca (chalaca-Schuss oder Callao-Schuss).

Ob nun erfunden oder importiert – das akrobatische Manöver breitete sich dank der chilenischen Fußballer und dank Unzaga über das westliche Südamerika hinaus aus, insbesondere während der ersten Auflagen der Südamerikanischen Meisterschaft. Später feierte es seinen Einstand in Europa, als nämlich der chilenische Stürmer David Arellano die Technik während der Spanien-Tournee seiner Mannschaft 1927 präsentierte, woraufhin sie bei den beeindruckten spanischen Fans fortan als la chileña (‚die Chilenische‘) bezeichnet wurde.

Über die Chilena, als Variante eines Scherenschlags beim Schwimmen, wurde erstmals von einem englischen Sportmedium berichtet. 1902 berichtete das The New York Athletic Club Journal vom Können des ersten landesweit bekannten Schwimmers einer College-Meisterschaft: „Schaeffer ist auch ein Meister des Scherenschlags, mit dem er sich beim Schwimmen nach vorne treibt”. Das erste offizielle Medium, das diese besondere Schusstechnik bei einem Verbandsfußballspiel beschrieb, war dagegen die The Chester Times (Pennsylvania), in der es 1930 hieß: „It was the steady striding of McKniff and Hollowell rather than the bicycle kick of Hickey that decided the issue.“

Und dann kam die Zeit des ‘Schwarzen Diamanten’ oder ‘Gummimanns’, wie der brasilianische Stürmer Leônidas da Silva genannt wurde, der den Fallrückzieher zum ersten Mal am 24. April 1932 in einem Spiel zwischen Bonsucesso und Carioca vorführte, um ihn dann später bei der Weltmeisterschaft 1938 in Frankreich (wo er Torschützenkönig wurde) zu wiederholen. Dem Schiedsrichter war damals nicht ganz klar, ob diese Technik überhaupt regelkonform war.

„Vor mir setzte Leonidas als Erster den Fallrückzieher ein. Als ich jung war, habe ich ihn trainiert und war gut darin, aber es war nichts Besonderes. In meiner Jugend in Brasilien versuchte sich jeder Jugendliche daran.“ Das waren die Worte von Pele, dem Spieler, der dem Fallrückzieher zu internationalem Ansehen verhalf, angefangen mit einem durch Fallrückzieher erzielten Tor 1965 in einem Freundschaftsspiel im Maracana-Stadion, bis hin zu seinem legendären Fallrückzieher 1968 gegen Belgien, der die Fußballwelt in sprachloses Staunen versetzte. Und dennoch gelangen von seinen 1.283 erzielten Toren nur 3 durch Fallrückzieher.

Fallrückzieher sind gar nicht so selten, aber weil sie sehr viel fußballerisches Können erfordern, ist ihre Erfolgsrate eher gering. Im April beschrieb Christiano Ronaldo einen von ihm beim Viertelfinale der Champions League erfolgreich ausgeführten Fallrückzieher als den „wahrscheinlich besten“ seiner gesamten Karriere. Einige Fans bezeichnen ihn als den „besten in der Geschichte des Fußballs“, für andere wiederum ist der beste Fallrückzieher der von Zinedine Zidane gegen Bayer Leverkusen im Finale der Champions League 2002, der auch zum Sieg führte.