01.03.2017

Fancourt Barnes und sein Wörterbuch der medizinischen Fachbegriffe

Fancourt Barnes und sein Wörterbuch der medizinischen Fachbegriffe - EVS Translations
Fancourt Barnes und sein Wörterbuch der medizinischen Fachbegriffe – EVS Translations

Robert Sydenham Fancourt Barnes wurde 1849 als Sohn von Robert Barnes – einem gefeierten Geburtshelfer, Gynäkologen, Lehrer, und Autor medizinischer Bücher – in London geboren.

Nicht verwunderlich also, dass Barnes in die Fußstapfen seines Vaters trat. Er besuchte eine Schule in Honfleur, Frankreich, wo er die französische Sprache erlernte. Später war Barnes Schüler am Lincoln College in Oxford, studierte anschließend klinische Medizin am St. Thomas Hospital und Geburtshilfe im Rotunda Hospital in Dublin. 1875 schloss er schließlich seine Studien als Doktor der Medizin an der Universität von Aberdeen ab.

Nach seiner Rückkehr nach London wurde Barnes 1877 Mitglied des Royal College of Physicians und gehörte der Redaktion des British Medical Journal an, womit er den Beginn seiner literarischen Arbeit an Artikeln und Vorträgen für medizinische Gesellschaften und Zeitschriften begründete.

Als treuer Sohn von Robert Barnes hatte Fancourt Barnes Auseinandersetzungen mit den zahlreichen Gegnern seines Vaters und mit seinem stärksten Rivalen, James Matthews Duncan, einem führenden Geburtshelfer und Fellow der damaligen Royal Society. Die Auseinandersetzungen hatten zur Folge, dass seine Versuche, an einer medizinischen Hochschule als Arzt oder Dozent tätig zu werden, ohne Erfolg blieben.

So gelangte er schließlich in das Frauenkrankenhaus in Chelsea, wo er sich in einem neuen medizinischen Fachbereich auszeichnete – der plastischen Chirurgie für Frauen. Er schrieb hier über die neuartige Perineorrhaphie durch Lappenspaltung, wobei er in Worten und Zeichnungen die operative Vorgehensweise mit Erfolg vermitteln konnte.

1884 trennten sich Vater und Sohn Barnes von der Obstetrical Society of London und gründeten die British Gynaecological Society, die zum wichtigsten Instrument der Arbeit von Fancourt Barnes wurde.

Und während seine berühmteste Arbeit sein einziges Buch – A Manual of Midwifery for Midwives – und das gemeinsam mit seinem Vater verfasste System of Obstetric Medicine and Surgery ist, wo sie u. a. eine Diskussion über Hermaphroditismus anregten, half Barnes’ sprachliches Talent ihm dabei, die innovativen Entwicklungen auf dem Gebiet der Gynäkologie im Ausland zu verfolgen.

Als im klar wurde, dass die wichtigsten medizinischen Neuerungen der damaligen Zeit in Deutschland stattfanden, übersetzte er zunächst Eduard Arnold Martins Atlas of obstetrics and gynaecology (Martin war ein führender deutscher Geburtshelfer und Gründer der Gynäkologischen Gesellschaft in Berlin). Die von Martin selbst herausgegebene Übersetzung wurde 1881 veröffentlicht.

Wörterbuch der medizinischen Fachbegriffe

Um der großen Nachfrage nach medizinischen Fachbegriffen im 19. Jahrhundert zu entsprechen, veröffentlichte Barnes im selben Jahr A German-English dictionary of words and terms used in medicine and its cognate sciences.

Das britische Journal of Psychiatry rezensierte das Werk auf schmeichelhafte Weise: „Es besteht schon seit langem Bedarf an einem solchen Wörterbuch. Der Leser hat den großen Vorteil, in einem Band das zu bekommen, was er sonst in vielen Büchern nachschlagen müsste, und er erhält darüber hinaus weitere Wörter, die in früheren Wörterbüchern dieser Art fehlten. Wir hoffen, dass dieser Versuch, einem wichtigen Bedürfnis zu entsprechen, den Zuspruch erhält, den er verdient.”

Angesichts seines Fachgebiets ist es eine Ironie des Schicksals, dass Barnes selbst nie eigene Kinder hatte. Aber sein Vermächtnis medizinischer Werke beeinflusste viele praktizierende Ärzte – beispielsweise auch auf Florence Nightingale – und vereinfachte die Entwicklung zahlreicher Gebiete der modernen Medizin.

Eine seltene Erstausgabe von A German-English dictionary of words and terms used in medicine and its cognate sciences (1881 in London veröffentlicht) ist in der Niederlassung von EVS Translations in Sofia im dortigen Büchermuseum ausgestellt.