04.07.2018

Fußball-Supermacht ‚Made in China‘

Fußball-Supermacht ‚Made in China‘ - EVS Translations
Fußball-Supermacht ‚Made in China‘ – EVS Translations

Ähnlich wie in der Wirtschaft lässt sich auch beim Fußball ein allmählicher Aufschwung in den Pazifikanrainerstaaten, speziell in China, beobachten. Natürlich ist das Land noch weit entfernt von dem Mannschaftswert und der Spielqualität beispielsweise der englischen Premier League, aber die vorgenommenen Verbesserungen dürften in der Zukunft viel, eventuell sogar sehr viel abwerfen.

Verbesserungen beginnen in allererster Linie mit Investitionen. China, das bis 2025 eine nationale Sportwirtschaft im Wert von 850 Milliarden USD aufbauen möchte und bis 2050 zu einer „Welt-Fußball-Supermacht“ werden will, investiert hohe Summen in die Entwicklung des Fußballs. Beispiele sind die Förderung von mehr als 100.000 professionellen Nationalspielern und 50 Millionen Kindern und Erwachsenen, die als Amateure spielen, die Entstehung von 20.000 Fußballschulen, und der Bau von 70.000 Fußballplätzen bis 2020. Der chinesische Fußballverband will es bis 2030 schaffen, dass je 10.000 Einwohner ein Fußballplatz zur Verfügung steht.

Aber trotz des großen Interesses am Fußball, dem Vorhandensein guter Sportstätten, Ressourcen und einer riesigen Fanbasis, werden sich Liga und Nationalmannschaft in China nur dann verbessern, wenn sie entsprechend trainiert werden und Gelegenheit haben, mit und gegen talentierte Spieler anzutreten. Da sind zunächst die Transfers. Obwohl die Chinesische Super League dafür im letzten Jahr 422 Millionen USD ausgegeben hat (und damit unter den wichtigen Ligen weltweit das meiste Geld investiert hat), liegt diese erhebliche Summe doch noch unter den 451 Millionen USD, die 2016 ausgegeben wurden – darunter der teuerste Transfer in Höhe von 67 Millionen USD des brasilianischen Mittelfeldspielers Oscar von Chelsea – seit 2012 eine Steigerung der Ausgaben für Transferspieler um 785 %.

Aber die Chinesische Super League hat nicht nur in Spieler investiert, sondern war auch beim Trainerimport sehr aktiv – mit Beginn der Saison 2017 zählten Trainer wie Luiz Felipe Scolari, Felix Magath, Andre Villas-Boas, und Fabio Cannavaro zu den Errungenschaften, neben dem Import von Top-Ernährungsberatern, technischen Experten usw.

Vom regionalen Aufschwung des Fußballs profitierte der Kinogigant Wanda Group, der 2016 als erstes chinesisches Unternehmen FIFA-Partner wurde und sich damit erstklassige Sponsorenrechte für alle FIFA-Veranstaltungen gesichert hat, darunter vier Weltmeisterschaften bis 2030. Und tatsächlich ist die Weltmeisterschaft die Veranstaltung, um die es letztlich geht, denn China hatte während des FIFA-Welt-Cups von 2014 mit 252,3 Millionen chinesischen Zuschauern die meisten Zuschauer weltweit, 18,1 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Natürlich stärkt das direkte Sponsoring von Wanda die Stellung Chinas beim Vergabeprozess für große Fußballveranstaltungen, beispielsweise der Weltmeisterschaft.

Aber die Wanda Group ging noch weiter und wurde das erste Unternehmen auf dem chinesischen Festland, das in einen europäischen Spitzenclub investiert hat. Wanda kaufte 20 % des spanischen Fußballclubs Atletico Madrid, gefolgt von anderen chinesischen Marken und Investoren, die in den letzten Jahren den Fußball als Wachstumsmotor nutzten, indem sie Werte in Höhe von gerundet 2,5 Milliarden USD, investiert in europäische Spieler und Clubs, kauften (nicht zu vergessen die chinesischen Tycoons mit 100 % der Anteile an Aston Villa und 80 % an Southampton).

Die Kaufwelle führte zu einer Reihe von Regierungskontrollen, die schuldenfinanzierte Käufe eindämmen sollten, und die Wanda Group hat als erster chinesischer Investor ihren Anteil an einem europäischen Fußballclub veräußert (Februar 2018). Die CSL hat seitdem den Import und den Einsatz ausländischer Spieler mit weiteren Steuern und Beschränkungen belegt.

Durch die Kapitalkontrollen der chinesischen Regierung und entsprechend der chinesischen Nationalpolitik investieren chinesischen Geschäftsleute und staatlich kontrollierte Unternehmen jetzt nicht mehr in ausländische Werte sondern in die Entwicklung der nationalen Fußballeinrichtungen und Talente und es kann sein, dass die Fans vielleicht schon bald Zeuge sein werden, wie China nicht nur Ausrichter einer Weltmeisterschaft, sondern DER Gewinner ist.