15.03.2016

Matroschka

Matroschka – Wort des Tages - EVS Translations
Matroschka – Wort des Tages – EVS Translations

Zu einem Land, das bei Vielen als rätselhaft gilt, passt es vielleicht, dass eines der wohl bekanntesten Beispiele einheimischer Volkskunst die ineinander geschachtelte Matroschkapuppe ist.

Abgesehen von Wodka, Bären und Vladimir Putin gibt es wahrscheinlich nur wenige Dinge, die man so sehr mit Russland identifiziert, wie die Matroschka. Obwohl es diese Puppen schon mehr als 100 Jahre gibt, wissen nur wenige mehr darüber, als dass sie aus Russland kommen. Es ist also an der Zeit, wie bei der Puppe Schicht für Schicht abzutragen und zu erfahren, was sich darunter verbirgt.

Ursprünglich stammt das Wort matryoshka, „kleine Mutter“, von dem russifizierten lateinischen Substantiv für Mutter und dem Verkleinerungs-Suffix -ka, klein. In der russischen Vergangenheit waren Matryona oder Matriosha außerdem gebräuchliche bäuerliche Namen, womit auch ein sozialer Aspekt hineinspielt. Die Puppe, mit all den kleineren Puppen in ihrem Inneren, stellt also die Mutter und eine große Zahl von Kindern dar, typisch für eine russische Bauernfamilie.

Die erste Matroschka wurde 1890 von Vasily Zvyozdochkin geschnitzt und von Sergey Malyutin gestaltet/bemalt, die unter dem Patronat eines reichen russischen Industriellen arbeiteten. Zwar war das Endprodukt durch und durch russisch, tatsächlich aber von einer japanischen Darumapuppe inspiriert, die dem Gründer des Zen Buddhismus nachempfunden war und als Glücksbringer galt.

Warum werden Matroschkas von Nichtrussen immer mit Russland assoziiert? Das beruht auf ihrer Bekanntheit, die sie dadurch erlangten, dass sie anlässlich der Weltausstellung 1900 in Paris eine Bronzemedaille gewannen.

Matroschkas werden von vielen als Mitbringsel oder Souvenirs gekauft. Ihre Herstellung erfordert eine Menge Zeit und Geschick, was sich letztendlich auch im Preis niederschlägt. Die echten, aus biegsamem Holz hergestellten Matroschkas benötigen bis zur vollständigen Aushärtung bis zu 2 Jahre. Die handwerkliche Fertigkeit zeigt sich in der kunstvollen Bemalung, der Zahl der ineinander geschachtelten Figuren, und der Fähigkeit, einen kompletten Satz aus einem einzigen Holzstück herzustellen. Und je kunstvoller eine Matroschka gefertigt ist, desto höher ist natürlich der Preis. Zwar ist ein typisches Souvenir verhältnismäßig günstig zu erwerben, doch hochwertige Sammlerstücke können bis zu 5.000 $ kosten.

Das Wort matryoshka wurde im Englischen fast 6 Jahrzehnte nach Erfindung der Schachtelpuppe erstmalig verwendet, und zwar in dem Buch von Lesley Gordon aus dem Jahr 1948, A Pageant of Dolls, in dem es heißt: „Am typischsten für Russland sind die Matreshka, die Schachtelpuppen.” Neben der direkten Bezugnahme auf die Puppen selbst wird der Begriff Matroschka auch metaphorisch gebraucht, beispielsweise von Henry Kissinger in seinem Buch Years of Upheaval von 1982, in dem er die Administrationzeit des US-Präsidenten Richard Nixon beschreibt und in dem es heißt: „Was sich dabei zeigte war einer russischen Matroschka nicht unähnlich, bei der die ineinander geschachtelten Figuren immer kleiner werden.”