22.05.2018

Posteditor

Posteditor – Wort des Tages – EVS Translations
Posteditor – Wort des Tages – EVS Translations

Die Technik der maschinellen Übersetzung hat in den letzten zehn Jahren eine enorme Entwicklung durchgemacht, ist jedoch nicht so weit fortgeschritten, dass der Mensch überflüssig geworden wäre. Und so ist unser Wort des Tages der Posteditor, jemand, der das maschinell erzeugte Ergebnis überarbeitet und korrigiert.

Die Berufsbezeichnung ist abgeleitet vom lateinischen Verb edit, „erzeugen, hervorberingen“, und dem wortbildenden post‚ „nach, hinter“. Die Bedeutung von editor als „Person, die Schriften bearbeitet“, entstand um 1710, und der Beruf, bei dem jemand computererzeugte Daten bearbeitet oder umstellt, tauchte erstmalig in den 1950iger Jahren auf.

Unter einem MT Posteditor versteht man einen professionell ausgebildeten Übersetzer oder speziellen Linguisten, der die Rohübersetzung einer Maschine korrigiert und verbessert. Im Gegensatz korrigiert ein MT Präeditor Fehler im Ausgangstext und passt diesen häufig so an, dass bei der maschinellen Übersetzung eine höhere Genauigkeit erzielt wird.

Die Geschichte der maschinellen Übersetzung reicht bis in das Jahr 1947 zurück, als Warren Weaver in einem Brief über die Möglichkeiten der Nutzung eines neu erfundenen Computers zur Übersetzung natürlicher Sprachen schrieb. Auf dieses Translation Memorandum folgten etwa zwei Jahre später eine Reihe von Vorschlägen zur computerbasierten Maschinenübersetzung.

Weavers Memorandum veranlasste Anfang der 1950iger Jahre den österreichischen vergleichenden Philologen Erwin Reifler, Experte für Chinesisch an der University of Washington (Seattle), der eine Reihe von Abhandlungen mit Vorschlägen zur Verwendung des menschlichen Editors vor und nach dem Übersetzungsprozess in Umlauf brachte, die ersten ausformulierten Gedanken zum Prä- und Posteditieren zusammenzustellen.

„Reifler schlägt einen Präeditor vor, welcher die (Zielsprache) gar nicht kennen muss, der aber beim Lesen seiner eigenen Sprache (unserer Quell- oder Ausgangssprache) all diese Alternativen aus dem Text entfernt… Und auf die gleiche Weise könnte ein Posteditor die Übersetzung in eine akzeptable Form in der Zielsprache bringen.“ (Andrew Donald Booth und Kathleen Booth, Automatic digital calculators, 1953.)

Die erste Konferenz, die sich mit dem Thema Maschinenübersetzung befasste, fand am Massachusetts Institute of Technology im Juni 1952 statt. Yehoshua Bar-Hillel – ein israelischer Mathematiker und Linguist, hielt einen Vortrag mit dem Titel MT with post-editor, in dem er feststellte, dass Reiflers Vorschläge nicht machbar sind und vorschlug, dass die Funktionen des Präeditierens praktisch wegfallen könnten und dann nur noch ein Posteditor notwendig wäre. Bar-Hillel glaubte zwar, dass der Posteditor die Zielsprache beherrschen muss, dass aber ein Verständnis der Quellsprache nicht notwendig wäre.

Erste eingehende Untersuchungen zum Posteditieren erschienen in den 1980iger Jahren und heute, fast 40 Jahre später, wo mehr als 50 % aller Sprachdienstleister und Sprachexperten angeben, die maschinelle Übersetzung in der einen oder anderen Form zu nutzen, ist immer dann ein Posteditor erforderlich, wo MT-Technologie eingesetzt wird.

Auftraggeber können wählen zwischen zwei Stufen einer nachbearbeiteten Maschinenübersetzung – die Light-Version (bei der an der maschinellen Rohübersetzung so wenig wie möglich verändert wird, d. h. es wird in der Regel die richtige Bedeutung übermittelt, stilistische Fragen werden jedoch ausgeklammert), und die Voll-Version (welche die Qualitätskriterien einer vom Menschen angefertigten Übersetzung erfüllt).

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