20.11.2018

Schwimmen

Schwimmen – Wort des Tages – EVS Translations
Schwimmen – Wort des Tages – EVS Translations

Es wird kälter, und für viele von uns, die in der nördlichen Hemisphäre leben, wird wohl schon bald der erste Frost des Jahres kommen. Da erinnert man sich wehmütig an die vielen Sommeraktivitäten, denen wir jetzt schon hinterhertrauern. Etwas, das viele wohl besonders schmerzlich vermissen – sofern sie nicht ein beheiztes Schwimmbad ihr Eigen nennen oder in wärmeren Klimazonen zuhause sind – ist das Schwimmen. Ganz gleich, ob man es als Sport betreibt oder ob es eher der Entspannung und Erholung dient, und unabhängig davon, welchen Schwimmstil man bevorzugt, Schwimmen gehört zu den wohl beliebtesten Freizeitaktivitäten – und wird in einigen Ländern sogar in der Grundschule unterrichtet.

Unser Wort lässt sich erstmalig nachweisen in dem gleichnishaften Prosagedicht Piers Plowman von William Langland aus dem Jahr 1377, in dem es heißt: “He that never have dived/plunged and not can of swimming” und war anfänglich als ‚Bewegung im Wasser mit natürlichen Fortbewegungsmitteln‘ definiert. Abstammend vom altenglischen swimman, ‚sich im oder auf dem Wasser bewegen‘, ist der Stamm unseres Wortes im protogermanischen swimjan zu finden. Aber abgesehen vom Wort selbst ist Schwimmen als Bewegung nachweislich viel älter. Bereits in der Bibel, im Gilgamesch-Epos, in der Ilias, ja sogar in 7.000 Jahre alten Zeichnungen aus der Steinzeit finden sich Hinweise darauf, dass Menschen sich schwimmend fortbewegten.

Wie viele englische Wörter hat swimming seine ursprüngliche Grundbedeutung zwar beibehalten, aber im Laufe der Zeit kamen weitere Bedeutungen hinzu. 1530 erwähnt John Palsgrave in seinem detaillierten Werk zur französischen Grammatik, L’éclaircissement de la langue française, das „Schwimmen im Kopf, bestournement“, also ein Schwindel- oder Benommenheitsgefühl. Im Gegensatz zu den modernen Redewendungen, wie beispielsweise “a head swimming with ideas”, ist hierunter aber eher eine Erkrankung wie Schwindel oder das Gehirnerschütterungssyndrom zu verstehen.

In der Bedeutung ‚etwas, das auf der Oberfläche treibt‘ verwendete man den Begriff für die Bewegung von Schiffen, z.B. in Daniel Defoes The Farther Adventures of Robinson Crusoe aus dem Jahr 1719, wo er schreibt: “The Fire so burned the upper Part, that it soon made them unfit for swimming in the Sea as Boats.” Etwa ein Jahrhundert später erzählt John C. Loudon in seiner Encyclopedia of Cottage, Farm, and Villa Architecture (1833) von einzelnen Körnern, die auf dem Wasser schwimmen: “The swimmings, or light grains that are skimmed off in the cistern.”

Und schließlich diente das Wort swimming zur Beschreibung von diffusen mentalen Zuständen, von vor den Augen schwebenden oder flackernden, fließenden Bewegungen. Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht der Schelmenroman The Expedition of Humphry Clinker (1771) des schottischen Dichters (und Humoristen) Tobias Smollett, bei dem es folgendermaßen heißt: “The continual swimming of those phantoms before my eyes, gave me a swimming of the head.”

Bleibt nur zu hoffen, dass bei diesen Definitionen und unterschiedlichen Bedeutungen des Wortes, die sich im Laufe der Zeit herausgebildet haben, unsere Liebe zum Schwimmen nur mit Freude, Sommerspaß und einer beglückenden körperlichen Aktivität zu tun hat, und nicht mit Erscheinungen und Schwindelgefühlen.