05.02.2019

Semantik

Semantik – Wort des Tages – EVS Translations
Semantik – Wort des Tages – EVS Translations

Wer sich schon einmal mit Online-Übersetzungsprogrammen beschäftigt hat, kurz nachdem diese im Internet auftauchten, dürfte die Definition unseres heutigen Wortes nur zu gut kennen. Denn schließlich ist es der Grund, warum man auf die Höflichkeitsfrage „How are you?“ besser mit „I am good“ und nicht mit „I am well“ antwortete, denn beim letzteren wurde „well“ nicht selten übersetzt mit „in den Boden gegrabenes Loch, um an eine Wasserquelle zu kommen“ (wobei ein paar wirklich bizarre Sätze herauskamen). Vielleicht war es uns zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, aber das, was diesen Unterschied ausmacht, nennt man Semantik.

Unser Wort stammt direkt vom griechischen σημαντικός (semantikos), ‘signifikant’, ab, der Wortstamm sema bedeutet im Englischen ‘sign’, bezeichnen, ein Zeichen geben, hinzu kommt das Suffix -ic, und das bedeutet ‘zu tun habend mit, gehörend zu‘, und es befasst sich im Wesentlichen mit der Bedeutung der Dinge und wie wir sie verstehen oder verstanden wissen wollen.

Wir verstehen und verwenden den Begriff heute hauptsächlich in einem sprachlichen Zusammenhang, aber die ursprüngliche Interpretation oder Auslegung war streng genommen eigentlich eher visuell – Zeichen und Symbole. 1874 hieß es in North American Review, wo der Begriff in Anlehnung an die Semiotik verwendet wurde: “His rather complicated system of semantics, in which χρόνοι τρίσημοι, cyclic dactyls, etc., are throughout distinguished by peculiar signs.”

In Zusammenhang mit Sprache, Linguistik oder auch Philosophie kann man die erste Erwähnung unseres Begriffes fast ein Jahrzehnt später, nämlich 1888, in einer Übersetzung von Arsène Darmesteters 1886 erschienenem Werk Life of Words as Symbols of Ideas finden, wo es heißt: “In asking what are the causes of change [in meaning], we touch on the most obscure and most difficult questions connected with semantics [Fr. la sémantique].”

Mit anderen Worten (man verzeihe das Wortspiel), Semantik ist die Lehre von den spezifischen Worten, die wir verwenden, und wie wir sie verwenden, und welche Bedeutung wir ihnen beimessen wollen oder wie wir sie verstanden wissen wollen. Eine sehr gute Erläuterung hierzu kann man in der Ausgabe der El Paso Herald-Post vom 9. Juni 1939 lesen, wo es scherzhaft heißt: “You don’t call drunken-sailor governmental extravagance ‘spending’. You call it ‘investing’… This art is called ‘semantics’.”

Neben der Deutung einer spezifischen Sprache oder Kommunikationsform diente unser Wort – wenn auch in geringerem Maße – zur Darstellung oder Beschreibung von Theorien in einer sozusagen generalisierten Bedeutung, beispielsweise 1957 im Southwestern Journal of Anthropology: “Linguistic field-theory..proposes just such a structural semantics as Hoijer suggests.”

Aber wie die aktuellste und immer wichtigere Verwendung des Begriffes ahnen lässt, muss es bei Semantik nicht immer nur um die von uns verwendete und gewählte Sprache gehen. Es kann sich dabei auch darum handeln, welche Art von Sprache/Kommunikation notwendig ist, um eine bestimmte Aufgabe zu lösen. Und damit sind wir bei den Computer-Programmiersprachen, wo das Wort 1964 in Zusammenhang mit der Programmierung erstmalig vom Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) in der Monatspublikation IEEE Transactions on Electronic Computers gebraucht wurde. Dort hieß es: “A compiler and a description of the machine for which it compiles is a complete and formal description of the syntax (i.e., grammar) and semantics (i.e., meaning).”

Das Spannende einer Sprache liegt aber nicht zuletzt in der Vielseitigkeit der Bedeutungen der von uns benutzten Worte, in der Art, wie wir sie in verschiedenen Bereichen anwenden, und in welcher Weise wir sie äußern. Leider ist es auch genau diese Vielfalt und der unterschiedliche Gebrauch der Wörter, die es so schwierig für uns machen, Gefühle oder Absichten gegenüber anderen durch die von uns benutzten Worte auszudrücken.