19.06.2018

Server

Server – Wort des Tages – EVS Translations
Server – Wort des Tages – EVS Translations

Das Wunderbare an Wörtern ist, dass sie sich beim Aufkommen einer neuen Technologie manchmal ganz neu erfinden und anders anwenden lassen. Unser heutiges Wort gab es beispielsweise schon vor dem Chancery Standard der englischen Schriftsprache, ist aber heute auch in der Welt der Messages und Emojis zuhause. Von der (Server-) Farm bis hin zum Esstisch wollen wir das Wort einmal näher untersuchen – Server.

In die englische Sprache gelangte es über das altfranzösische Verb servir, mit der Bedeutung ‚jemandem dienen oder in jemandes Dienst stehen‘; unser Wort ist ganz einfach das Nomen Agentis – und bezeichnet denjenigen, der die Dienste erbringt. Anfänglich stand das Wort ganz allgemein für Diener, wie in John Wyclifs Select Works (1380), wo er schreibt: „But Christ is among him as a good server.“ Im nächsten Jahrhundert war unser Wort zur Bezeichnung eines Bediensteten oder Helfers beim Servieren einer Mahlzeit bei Tisch geworden. In einem englischen Gedicht von 1475 in The Book of Curtasye (für Courtesy, Höflichkeit) heißt es: „The server is next of all kind men, makes way and stands beside.“ Zwar behielt es seine Definition des „Dienens“ stets bei, doch betrat unser Wort ein ganz anderes Feld, als es 1972 anlässlich der Frühjahrskonferenz der AFIPS (American Federation of Information Processing Societies) hieß: „This theory considers systems in which messages place demands for transmission (service) upon a single communication channel (the single server).“

Das alles macht, wie bereits erwähnt, auf irgendeine Art Sinn: wie ein ‚Server‘ (oder ‚Servant‘), also ein Diener, der jemandem zur Hand geht, stellen moderne Computer, Programme oder Geräte anderen Programmen/Anwendern ihre Dienste zur Verfügung. Und um den Vergleich auf die Spitze zu treiben, genauso wie es in einem Restaurant oder Kaufhaus unterschiedliche ‚Bedienstete‘ gibt, je nach Abteilung oder Kenntnissen, so ist es auch bei der computerisierten Version: es gibt File Server (für Daten), E-Mail-Server, Proxy-Server usw. Und mit den persönlichen Einkaufshilfen und Butlern verhält es sich wie mit einem eigenen Computer-Server: beide kosten Geld.

Wir können uns nicht alle Bedienstete leisten, die sich um unsere alltäglichen Bedürfnisse kümmern, aber wir können Server haben, und für unsere Online-Aktivitäten benötigen wir davon schwindelerregend viele. Man schätzt die derzeitige Datenspeicherkapazität der Server-Datenzentren auf ungefähr 1.500 Exabytes, oder 1,5 Milliarden Gigabytes. In den 20 wichtigsten Städten gibt es weltweit 2.600 Datenzentren und es ist nicht überraschend, dass London und New York beide jeweils über mehr als 300 davon verfügen. Aber um sich einmal die Größenverhältnisse vorzustellen, China besitzt in Langfang ein Datenzentrum in der Größe des Pentagon – 6,4 Millionen Quadratfuß. Man schätzt, dass die Datenzentren 3 % der gesamten Elektrizität weltweit verbrauchen, wobei sicherlich ein guter Teil davon verschwendet wird. Die Antithesis Group, die in Nachhaltigkeitsfragen berät, mutmaßt, dass 30 % der Server in den Vereinigten Staaten in den letzten sechs Monaten keine wertvolle Rechenleistung erbracht oder Daten geliefert haben – weltweit sind dies 10 Millionen Server und fast 30 Millionen USD totes Kapital.